Donnerstag, 23. Juni 2016

Chalkidiki - Sithona


Schon oft waren wir zuvor in Griechenland: Vikosschlucht, Meteora, Piliongebirge, Peleponnes und jetzt auch in Thrakien.
Was uns noch fehlte bei unserer Griechenland Erkundung war unter anderem die Chalkidiki, mit ihren berühmten drei Fingern bzw.Füßen. So machten wir uns auf den Weg zum mittleren Finger, Sithona. Einmal umrunden und ein bisschen "tsillen"!
Am ersten Abend kamen wir nicht mehr weit und machten am Strand von Nikiti halt. Direkt neben uns eine große geschobene Fläche, die erahnen lässt daß es hier mit der Ruhe schon bald vorbei sein wird. Wesentlich schönere Plätze folgten!
Am nächsten Tag machten wir uns auf die Suche nach einem Campingplatz um diverse Sachen wie Wäsche waschen zu erledigen.
Gar nicht so einfach, da Anfang April noch nicht so richtig Saison ist. Es sind so zu sagen noch die Bordsteine hoch geklappt.Schließlich fanden wir einen wunderschön gelegenen Platz in der Bucht von Stavros. Traumhafter Strand, abgelegen, einsam, einfach schön!




Nach einem kleinen Mittagssnack in der Sonne kam ein ziemlich großer (im Gegensatz zu uns) Allrad LKW um die Ecke.
Sebastian, Christina und die kleine Antonia auf großer großer Reise ihrem Steyer. Schnell kamen wir ins Gespräch und beschlossen den Abend gemeinsam zu verbringen. An Gesprächsthemen mangelte es uns nicht, so das es ein sehr schöner, aber auch langer Abend wurde.







Am darauf folgenden Tag vertrieben wir uns die Zeit mit schwimmen, Wäsche waschen und ein bisschen auf der Slackline rumturnen.Abends besuchten wir zusammen das angrenzende Restaurant, wo es erfreulicherweise wirklich guten Fisch gab. Da wir ja jetzt keinen Zeitdruck, oder einen festegelegten Plan hatten beschlossen wir mit den Dreien zusammen die Sithona zu umrunden.














Wir tingelten quasi von Bucht zu Bucht und ließen es uns gut gehen.
Eine Woche verbrachten wir schließlich zusammen, hatten viel Spaß, gute Gespräche, super Stellplätze mit grillen, Feuer machen und allem was dazu gehört.




Wir haben die Zeit wirklich genossen!
Doch irgendwann muss man sich ja dann doch wieder trennen, so fuhren die Drei weiter Richtung Türkei und wir machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel.




Ebenfalls noch ein unentdecktes Fleckchen Griechenland für uns war die Euböa, zweitgrößte griechische Insel nach Kreta. Auch Kletterfelsen sollte es dort geben, also noch eben ins nächste Internetcafe, Topos runterladen und nix wie hin.


Sonntag, 29. Mai 2016

Reif für die Insel

Nach der langen Fahrerei war es erst mal an der Zeit sich richtig auszuschlafen.
Wir verbrachten zwei Tage in Alexandropouli und waren uns einig: jetzt erst mal relaxen! Schon auf dem Hinweg wären wir gerne dort zwischengelandet, war aber leider zeitlich nicht drin. Also nutzten wir nun die Gunst der Stunde und machten uns auf Richtung Thassos. Eine kleine Insel im Nordosten Griechenlands im thrakischen Meer. Dort hofften wir auf ein paar einsame Plätze, um uns wieder etwas zu erden.Regelmäßig standen wir mit Robert und Melanie in Kontakt, die wir in Marokko kennen gelernt hatten.Zu dieser Zeit befanden die zwei sich in Sofia und beschlossen auf ihrem Weg in die Türkei bei uns einen Zwischenstopp einzulegen.
Wir trafen uns im Hafendörfchen Keramoti um ein paar entspannte Tage gemeinsam zu verbringen.Kaum waren die drei, Cosmo war natürlich auch mit dabei, am Strand von Keramoti eingetroffen überfiel uns ein Stechmückenkommando. Also mussten wir kurzzeitig umparken und landeten in einer kleinen Hafentaverne, wo wir einen sehr netten Abend verbrachten.



Am nächsten Tag setzten wir über nach Thassos - Hafen Limenas und fanden schnell eine geeignete Bucht um unser Lager aufzuschlagen. Livadi Beach, eine herrlich einsame Bucht, außer uns nur ein paar nette Fischer.








Hier verbrachten wir vier Tage mit angeln, Feuer machen, backen, Wäsche waschen und natürlich gemütliches zusammen sitzen am Lagerfeuer. Am vierten Tag gegen Mittag zogen wir weiter, da unsere Lebensmittelvorräte aufgefüllt werden mussten. Wir landeten in dem kleinen Örtchen Potos, auf der Südseite der Insel. Mit Hunger in den Supermarkt, keine gute Idee, also erstmal stärken. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort fanden wir direkt am Hafen ein kleines Restaurant. Gegrillte Sardinen, griechischer Salat, Tzatsiki und ein Erfrischungsgetränk in der Mittagssonne...... Es könnte einen härter treffen!
Gesättigt konnten wir nun in Ruhe den kleinen Supermarkt ansteuern und machten uns auf den Weg zum nächsten Schlafplatz.
Ganz so einfach war es nicht, doch ein paar Kehren später fanden wir ein geeignetes Plätzchen, oberhalb vom Meer hinter einer Olivenplantage. Am kommenden Tag versuchten die Männer nochmal Fisch zu fangen, während wir Mädels uns in der Sonne am Strand entspannten. Das hört sich jetzt vielleicht alles nicht nach großer Beschäftigung an, aber ehe man sich versieht ist der Tag schon wieder halb rum. Da Robert, Melanie und Cosmo bald weiter Richtung Türkei wollten machten wir uns noch am selben Tag auf den Weg wieder Richtung Hafen und verbrachten einen letzten Abend zusammen am Strand von Prinos.



Direkt am Meer genossen wir den Sonnenuntergang, der Grill wurde nochmal in Betrieb genommen und ein ordentliches Lagerfeuer war auch mit dabei.
Am nächsten Morgen, nach kurzem Frühstück verabschiedeten wir uns von den Dreien und steuerten das nächste Cafe in Prinos an.
Mal wieder Internet, Emails checken usw....
Nur noch zu zweit, beschlossen wir noch ein paar Tage auf der Insel zu verbringen. Schnell noch eine Wanderbeschreibung runtergeladen und weiter zur zweiten Inselumrundung. Im Hafen von Limenas machten wir noch mal Zwischenstopp und aßen sehr gut im Restaurant Ouzeri Mouses. Direkt am Hafen gelegen, sehr netter Besitzer, guter Fisch und leckerer Wein!
Nachdem wir ja schon einmal um die Insel rum waren und so gut wie alle Buchten abgeklappert hatten, beschlossen wir zur Bucht Livadi zurück zu fahren. Dort verbrachten wir nochmal zwei sehr schöne Tage und machten uns auf zum Dorf Potamia, von wo aus eine Wanderung zum höchsten Berg der Insel startet. Am Golden Beach unterhalb von Potamia beobachteten wir Delphine und verbrachten hier die Nacht, um am nächsten Morgen zeitig aufzubrechen.




Die Rundumsicht war gigantisch, auf dem 1200 Meter hohen Ypsarion zu stehen und zu allen Seiten das Meer sehen zu können war beeindruckend. Endlich war es uns gelungen unsere müden Knochen mal wieder in Gang zu bringen und das tat richtig gut.




Eben mal fast 1200 Höhenmeter hoch und wieder runter, nach so langem Bewegungsmangel, das wirkte regelrecht belebend.
Eine empfehlenswerte Wanderung mit schönen Ausblicken.
Nach ausreichender Erkundung der Insel, verließen wir Thassos am nächsten Morgen mit der ersten Fähre nach Kavala.






Samstag, 14. Mai 2016

go west

Der Rückweg

Um nicht genau den gleichen Weg zurück fahren zu müssen - der hatte uns ja nur bedingt gefallen - entschieden wir uns zunächst der Küste des kaspischen Meeres zu folgen. An diesem Vormittag suchten wir eine Tankstelle, was sich als schwieriger erwies als gedacht, erst an der fünften bekamen wir letztlich Diesel. Ob die anderen keinen hatten, keinen verkaufen wollten oder was auch immer der Grund war blieb ungeklärt. Daneben wurden wir ungewohnt häufig von den ansonsten völlig untätigen Verkehrspolizisten angehalten. Eine Frau, die einen kleinen Allrad-LKW fährt sieht man hier offenbar nicht so häufig, Nadine wurde ein ums andere Mal nach einem gültigen Führerschein für so ein Fahrzeug gefragt. Ob die Beamten dem EU Führerschein entnehmen konnten, dass er für das Auto gültig ist haben wir uns nicht getraut zu fragen. Das Interesse an ihrem Foto ohne Kopftuch war kaum zu übersehen.
Irgendwann gaben wir es auf und ich fuhr weiter, danach wurden wir nicht mehr kontrolliert.  Zufall?
Die Frage ob es anderen Reisenden ähnlich ergangen sei konnten wir bei denjenigen, die wir gesprochen haben nicht klären.
Reisende Frauen die einen kleinen Allrad-LKW fahren sieht man auch anderswo nicht so häufig.
In Täbriz wollten wir diesmal doch unser Glück mit dem Mozafer Park versuchen, der war uns mehrfach empfohlen worden.
Wir wurden nicht entäuscht. Ein netter kleiner Park,  kostenlos(!) und mit akzeptablen sanitären Einrichtungen, Wifi und sogar eine Küche gibt es hier. Der nette ältere Herr in Uniform der die Einrichtung beaufsichtigt hätte uns sicher die ganze Nacht mit Tee versorgt.
In einer iranischen Millionenstatdt geht es nachts ziemlich ruhig zu, vom befürchteten Lärm nichts zu hören. Auf den zweiten Blick eigentlich nicht überraschend.
Den krönenden Abschluss bildete die Abfertigung an der Grenze. Zunächst ließ sich alles ganz flüssig an, wir wurden beim Zoll mit dem Carnet wiedererkannt und freundlich und zügig abgefertigt. Dann ging es zur Passkontrolle bei der Polizei. Hier blätterte ein nervöser Polizist in seinem Häusschen unsere Pässe vor und zurück durch bis er schliesslich herauskam und uns mit ins Büro seines Vorgestetzten nahm.
Dort wurden ein paar Worte in Farsi gewechselt und erneut wurde wild geblättert. Die Mühe uns zu erklären was denn das Problem sei machte sich niemand und so fragten wir nach. Keine Antwort, kein Englisch, hinsetzen und Klappe halten. Problem groß....
Nach einer langen Weile tauchte ein junger Mann in zivil auf, der vorgab Dolmetscher zu sein. Nun wurde uns erkärt worum es ging:
Es seien in den Pässen weder iranische Einreisestempel noch türkische Ausreisestempel, wir würden uns also illelagel im Land aufhalten. Wo wir denn überhaupt hergekommen seien? Hier eingereist, vor einer Woche, problemlos nachzuvollziehen an den Zollpapieren für das Fahrzeug, der Herr hatte uns ja sogar wiedererkannt. Türkische Stempel nicht nötig, Deutsche können mit dem Personalausweis reisen, was nur dazu führte, dass diese auch noch einkassiert wurden. Wieso man als Deutscher ohne Reispass in die Türkei könne? Keine Ahnung, geh doch und frag deine türkischen Kollegen, sind ja bloß 30 m. Das tat der Grenzer dann auch während ich mich nervös auf die Suche nach dem gestempelten Papier (s.o.) machte und es mit Glück tatsächlich auch auftreiben konnte. Wieder im Büro kamen wir überein ja, Deutsche können mit dem Personalausweis durch die Türkei reisen, und wir hätten offenbar am besagten Datum auch die Türkei hier verlassen. Es fehlten aber immernoch die iranischen Stempel. Mein Einwand dass es sich hier dann ja um ein Versäumnis ihrerseits handeln würde kam nicht gut an. Auch der Vorschlag gemeinsam zu den Kollegen vom Zoll zu gehen, die sicher unsere Einreise hier anhand der Papiere hätten bestätigen können wurde abgelehnt. Hier sei man bei der Polizei, der Zoll habe nichts zu sagen. Just kam einer der Schlepper vorbei, die uns auf dem Hinweg so auf den Keks gegangen waren und grüßte freundlich, erkannte uns offenbar ebenfalls. Dazu hieß es: das Wort von jemandem wie diesem Mann gelte bei einem Offizier der Polizei nichts (wörtlich!). Schade, alle die bezeugen konnten, dass wir hier keine Märchen erzählten wurden nicht gefragt, sattdessen war weiter von illegalem Aufenthalt und zum erstem Mal auch von Arrest die Rede. Ich hatte den Eindruck man würde uns wirklich eher einsperren als zuzugeben dass man etwas versäumt hatte. Wir sollten nicht soviel debatieren, der Herr Offizier würde sich schon kümmern. Ok, der Schlepper hätte zum entsprechenden Preis auch unsrere termingerechte Einreise vom Mars bezeugt...
Nach einer gefühlten Woche kam doch einer auf die Idee, die fehlenden Einreisevermerke mit Datum nachträglich in den Pass zu stempeln. Danach (natürlich!) konnten dann auch Aureisestempel erteilt werden und man wünschte uns eine gute Reise. Wir sollten uns aber doch mal herzlich beim Mr. Officer für die schnelle und unbürokratische Hilfe bedanken. Weil Neujahr sei habe man sich schliesslich besonders kulant gezeigt. Und so haben wir uns dann auch noch bedankt.
Darüber was uns die fehlenden Stempel an der eigentlich geplanten Grenze zu Turkmenistan für Scherereien verursacht hätten kann man ausgiebig spekulieren.
Die gute Reise endete bereits 30m weiter beim Häusschen des türkische Kollegen, der darin ein Mittagschläfchen hielt.  Mir wäre auch danach gewesen, ich hatte gewissermaßen Verständnis. Aber noch während ich überlegte was zu tun sei schob mich ein weniger duldsamer Iraner beiseite und hämmerte gegen das winzige Fenster. Nur 2 Stunden später erwachte auch die hiesige EDV aus dem Mittagsschlaf und wir wurden abgefertigt. Eine Übergangslösung zu finden und den Verkehr weiter abzufertigen, damit die Schlange nicht ins Unendliche wächst während die EDV streikt kam hier niemandem in den Sinn.

Die restliche Rückreise durch die Türkei verlief anstrengend aber ohne weitere Zwischenfälle. In Ostanatolien vermittelten Militärkontrollen mit schwerer Bewaffnung den Eindruck eines Landes mit einem ernsten Terrorismusproblem. man schien einigermaßen überrascht Touristen anzutrefffen. In Richtung Westen wurden die Kontrollen aber immer weniger.




 Nach einer weiteren lauten Nacht auf der Raststätte nahe Erzurum schafften wir es bis nach Zentralanatolien, wo wir wieder auf einer Tankstelle hielten um zu schlafen. Tuncay, den wir schon vom Hinweg kannten, hatte noch bevor wir etwas sagen konnten den Tisch gedeckt: türkische Gastfreundschaft, wir konnten nur noch das alkoholfreie Bitburger-Lemon aus dem Iran beisteuern.



Noch eine Nacht an einer Tanke, dann überquerten wir am Vormittag wieder die Dardanellen, ein paar blöde Fragen am Zoll und wir waren wieder in Alexandroupoli. Irgendwie schien an diesem Tag auch zum ersten Mal seit langem wieder die Sonne.








welcome to iran

Im Dunkeln machten wir uns vom Grenzort Bazargan auf den Weg nach Maku. Es war für uns offenbar dunkler als für die Einheimischen, sonst hätte uns auch das Standlicht gereicht, wie den meisten hier.
Einmal durch die Stadt und halbwegs zurück im dichten Verkehr fanden wir ein Hotel, wo wir auf dem Parkplatz übernachten durften. Es gab auch noch was gutes zu essen, bald danach ging es völlig erledigt ins Bett. Kaum eingeschlafen schreckten wir von lauter Knallerei in der Nähe auf. Aus dem Fenster nichts zu sehen, vielleicht wegen des nahenden Nawruz -Fest (Neujahr), den Rest der Nacht war Ruhe. Am nächsten Tag erfuhren wir beim Frühstück das Fest sei erst nächst Woche, die Reste der Böller lagen unter unserem Auto.
Danach erstmal zur Bank, tags drauf war Freitag und in der folgenden Woche wie gesagt Nawruz, da haben alle Banken zu. Uns hatte man im Hotel empfohlen bei Banken und nicht auf der Strasse zu tauschen, der Kurs sei besser.
Auf der Bank war man nicht ganz so gut informiert. Zuerst wurde ich gefragt woher ich komme, aha dann wolle ich D-Mark wechseln...
Nein, schon länger nicht mehr. Dann Euro, ach ja, der sei aber sehr schwach, besser auf der Strasse, ob ich keine Dollar hätte.
Ich bat den Bankangestellten Euro, Dollar und Rial-Kurse doch nochmal nachzusehen, damit ich auf der Strasse den Kurs wüßte, was zur Folge hatte dass ich mein Geld doch gleich hier gewechselt bekam. Das Bündel Scheine, dass mir aus dem grossen (buchstäblichen)  Haufen auf dem Tisch ausgezahlt wurde mußte ich auf sämtliche Taschen verteilen um es unterzubringen.



Uns war klar, dass hier nicht so viele Mitteleuropäer rumlaufen, scheinbar sind es noch weniger, wir jedenfalls wurden auf dem Weg zu Fuß durch die Stadt angesehen als kämen wir vom Mond. Mit Geld versorgt verließen wir diese gastliche Stadt.
Nächste Station war die Qareh Kelisa, eine sehr alte Kirche mit grosser Bedeutung für die armenischen Christen. Vor Ort ist man sich sicher, dass es sich um die älteste Kirche überhaupt handelt, das älteste der Gebäude stammt aus dem Jahr 68. Dieser mysthische Ort hatte wohl auch wegen der einsamen Umgebung und dem Schneetreiben eine sehr intensive Atmosphäre.



Auf dem Weg zurück zur Hauptroute hatten wir etwas Schwierigkeiten mit der Beschilderung: wegen unserer kaum vorhandenen Farsi-Kentnisse und der kaum vorhandenen Schilder.  Egal, man kann ja nach dem Weg fragen.
Frau nicht, jedenfalls bekommt sie keine Antwort. Der Herr am Strassenrand würdigte Nadine keines Blickes, sondern umrundete großspurig das Auto um so existentielle Fragen wie "geht es da vorne links?"  unter Männern zu klären.
Zurück auf der Hauptverkehrsstrasse wandelte sich diese bald in eine Autobahn; und die war voll. Womöglich noch voller als sonst, wegen Nawruz, das machte aber ehrlich gesagt auch keinen Unterschied. Das eigentliche Problem ist der Fahrstil der Iraner.



Der Iran rangiert was die Zahl der Verkehrstoten pro 100000 Einwohner und Jahr angeht weltweit auf einem traurigen dritten Platz. Um diese Spitzenplatzierung zu halten wird tagtäglich auf der Strasse alles gegeben. Es gibt keine Regeln, Recht hat wer stärker oder schneller oder schlicht skrupelloser ist.  Die Polizei tritt in Garnisonsstärke längs der Strassen an um nichts gegen den kollektiven Wahnsinn zu unternehmen. An vielen Raststätten werden zur Abschreckung Autowracks ausgestellt, deren Insassen diese im günstigsten Fall schwerverletzt verlassen haben: ohne jede Wirkung. Resigniert werden an Tagen mit hohem Verkehrsaufkommen an Kurven und Kreuzungen Rettungswagen aufgestellt, man kommt sich vor wie auf dem Nürburgring. In Tunis, Tanger oder Istanbul geht es dagegen ausgesprochen zivilisiert zu.



An diesem Tag kamen wir bis Marand, wo wir eine Übernachtungsmöglichkeit suchten. Wir kamen mit ein paar Allradlern ins Gespräch, die  sich als "Tour Guides" herausstellten, ein glücklicher Zufall. Man habe hier ein Hostell, kein gehobener Standart, aber dort könnten wir übernachten. Prima, Standard egal entgegeneten wir, wir brauchen eh nur einen Parkplatz und würden die Dusche benutzen wollen. Ja also Dusche gäbe es schon, Parkplatz auch, nur etwas weiter weg. Ok, erstmal hin. Letzlich landeten wir auf einem völlig überfüllten gebührenpflichtigen Parkplatz, der Inhaber trug an einem grossen Ring die Schlüssel aller Fahrzeuge um den begrenzten Platz besser nutzen zu können. Das Hostell sei nur wenige hundert Meter die Strasse runter. Mein Einwand, das würde uns nur begrenzt nützen wurde dezent überhört, wir könnten ja hier auf dem Parkplatz bleiben, siehe da: es gäbe sogar ein Klo. Ich versuche hier nicht den Zustand einer Toilette auf einem öffenlichen Parkplatz im Iran zu beschreiben, der spottet buchstäblich jeder Beschreibung.
Wir blieben am Ende wirklich auf diesem Parkplatz, weil wir zu müde waren nochmal los zu ziehen, weil es schon dunkel wurde und weil wir ohnehin nach gefühlten 35 Sekunden komplett zugeparkt waren.
Früh am nächsten Morgen fanden wir uns überraschend allein auf besagtem Parkplatz wieder und da es ja nicht so gemütlich war machten uns bald auf die Socken.



Einige verkehrsbedingte Nahtoderfahrungen später passierten wir Täbriz und Zanjan, von dort ging es weiter bis Soltaniye, wo es das berühmte Olijeitu Mausoleum zu bestaunen gibt. Bei so einer Sehenswürdigkeit, dachten wir, gibt es vielleicht auch einen grösseren Parkplatz, womöglich sogar sanitäre Anlagen. Zweiteres ja, ersteres nein.
Auf unser verdutztes Nachfragen bekamen wir von den drei (!) Angestellten im Ticket-Häuschen nur ein mürrisches "Go Zanjan, Hotel" zu hören. Zurück zu fahren kam nicht in Betracht, also verliessen wir die Kleinstadt um uns ausserhalb einen Platz zu suchen.
Den fanden wir zwischen ein paar Hügeln, windgeschützt, sogar mit Blick auf die Sehenswürdigkeit, ausser uns keiner da.



Verstreut ein paar Bretterbuden am Rand der Felder... und na klar bei einer regte sich was. Also hin, Hallo sagen, fragen ob es ok ist wenn wir hier bis morgen stehenbleiben. Es  folgte viel Pantomime und wir sollten doch zum Tee kommen. Nur Nadines Anwesenheit schien zu irritieren. Wir versprachen nur schnell das Auto abzuschliessen und dann zu kommen, Nadine entschied sich aber im Auto zu bleiben, so ging ich allein. Kaum drin in der Bude wurde ich mit einem Becher versorgt, die Anwesenden holten ihre hinter dem Rücken vor als klar war dass wir unter Männern waren.  Nur Tee gab es nicht, stattdessen Selbstgebrannten. Auf meine Frage hin ob das nicht verboten sei hiess es doch doch, Peitschenhiebe und so weiter. Allein der Gedanke wärmt besser als Tee.

Das  Olijeitu Mausoleum entpuppte sich am nächsten Tag als wirkliches Highlight. Die Ornamente erinnerten an ähnliche Bauwerke in Marokko oder Andalusien, eine angemessene Restauration schien im Gange zu sein.




 Daneben war es der erste Tag mit klarem Himmel und Temperaturen nennenswert über dem Gefrierpunkt. Nachdem die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz zuletzt so ungewohnt schwierig verlaufen war planten wir heute frühzeitig damit anzufangen. Wir versuchten unser Glück in Qazvin, einer mittelgrossen Stadt, die nächste auf dem Weg nach Osten wäre Teheran gewesen, nicht zuletzt des Verkehrs wegen stand uns danach nicht der Sinn.
Es folgte eine frustrierende Odysse durch die völlig überfüllte Stadt ohne erwähnenswertes Ergebnis.  Die wenigen Optionen bestanden in Hotels mit Preisen auf europäischem Niveau und Zimmern deutlich darunter, was nur zum Duschen nicht in Frage kam. Sonst blieben noch städtische Parkanlagen...  Die immer freundlichen  Leute, die wir um Rat fragten verwickelten uns zwar regelmäßig in lange Gespräche über das woher und wohin, konnten uns aber leider nicht weiterhelfen. Leicht entnervt machten wir uns wieder auf den Weg ausserhalb etwas zu finden.  
Kurz entschlossen wandten wir uns nach Norden um Teheran an der Küste des kaspischen Meers zu umgehen und dort vielleicht etwas milderes Wetter anzutreffen. Der Weg führt durch ein Tal im Elbruzgebirge, vielleicht gäbe es dort auch ein weniger bevölkertes Plätzchen für uns.
Einer der unzähligen Polizisten unterbrach tatsächlich seine tatenlose Beobachtung der halsbrecherischen Fahrkünste seiner Landsleute um uns die Benutzung der Autobahn zu verbieten. Wir seien ein LKW, die dürfen heute oder immer oder was weiß ich hier nicht fahren. Schön, dann Landstrasse.
Wie schon oft hielten wir Ausschau nach einer Möglichkeit abzubiegen um ein ruhiges Plätzchen zu finden, und alsbald wurden wir fündig. Beim Verlassen der Hauptstrasse warf ich einen Blick in den Rückspiegel um zu sehen, wie eine Art Blaulicht auf dem Armaturenbrett eines sonst zivilen Autos hinter uns eingeschaltet wurde. Wir hielten, die beiden Herren ebenfalls, eine stieg aus und schwenkt die Polizeimütze. Wo wir da denn hinwollten? Nein, da könne man nicht schlafen, viel zu gefährlich... Einwände zwecklos, stattdessen mitkommen. So endete unsere stetige Suche nach brauchbaren Übernachtungsplätzen einige Kilometer weiter bei einer Art Raststätte hinter der dortigen Polizeiwache. Man kann nur mutmaßen was dem Wachhabenden angedroht wurde falls uns dort etwas passiert wäre. Er oder irgendwelche Kollegen kamen etwa stündlich um nach uns zu sehen, eigenhändig die Türen und Klappen an unserem Auto zu kontrollieren oder uns Vorschläge zu machen wohin wir noch umparken könnten, damit er uns besser im Auge hätte. Wen oder was es hier zu fürchten galt erklärte uns niemand.
Am nächsten Tag landteten wir in Ramsar am kaspischen Meer. Einst hatte der Schah hier einen Sommerpalast, heute ist es ein Erholungsort für diejenigen Teheraner, die sich das leisten können. Jetzt kommen Gedanken an Strandpromenaden und nette Restaurants auf... nicht ganz. Man hat im Iran offenbar wenig Schwierigkeiten während einem Ausflug sein Zelt (nicht zum Übernachten - um das Kopftuch abnehmen zu können) am Rand einer dreispurigen Strasse aufzustellen, inmitten von Müll dem man seinen eigenen dann bedenkenlos hinzufügt. Dementsprechend hat man auch andere Ansprüche an einen Badeort. Immerhin gab es ein Cafe, Blockhütten zum mieten und ein Toilettenhaus, vielleicht war das mit dem Zeichen für Campingplatz in unserer Landkarte gemeint .


Auf dem Weg waren wir einer iranischen Truppe furchtloser Radreisender begegnet, die uns telefonisch Unterkunft bei allerhand Freunden und Verwandten in nah und fern besorgen wollten. Es scheiterte letztlich an einer Bedingung die der freundliche Mann am Telefon hatte um uns beherbergen zu können: wir sind nicht verheiratet. Sich mit einer Lüge Zutritt zu dessen Haus zu verschaffen und ihn und uns damit womöglich noch in Schwierigkeiten zu bringen kam nicht in Frage.
Immerhin gab es am Strand von Ramsar Internet, der Zugriff auf z.b. diesen Blog gelang aber nur sporadisch, es erschien stattdessen eine Seite in Farsi, die darüber informiert, dass es sich um Inhalte handelt, die im Iran nicht gesurft werden sollen.
Mangels einer Alternative entschieden wir uns dennoch hier zu bleiben um eine Pause einzulegen und zu überlegen wie es weitergehen sollte.

Vom Verlauf der letzten Wochen waren wir, wenn auch jeder in unterschiedlichem Umfang, nicht begeistert, und vom Iran auch nicht.
Die Orte, die ich als schön oder sehenswert bezeichnet  hätte konnte ich seit über 2000 Km an einer Hand abzählen.
Hier hatte sicher das Wetter eine Rolle gespielt, Mitte März waren wir schlicht zu früh im Jahr unterwegs. Dazu fühlten wir uns, unter anderem auch durch das Wetter, aber auch die speziellen Verhältnisse im Iran in unserem Bewegungsradius stark eingeschränkt. Von körperlicher Bewegung  konnte schon länger keine Rede mehr sein, wir kamen uns vor wie LKW Fahrer - nur langsamer. Selbst hier konnte man kaum 100m am Strand spazieren gehen bevor man entweder vor einem Müllhaufen oder der 4m hohen Wellblechwand des Frauenstrands kehrtmachen mußte.
Zu zweit auf 6 Quadratmetern zu leben und dann noch die Rollos hochzuziehen um sich unbeobachtet zu fühlen war an sich schon gewöhnungsbedürftig, wir waren es seit einem halben Jahr gewohnt draussen zu leben. Die unverholene Neugier mit der wir allerorten ausgiebig und ohne jede Zurückhaltung begutachtet und fotografiert wurden empfanden wir unangenehm, nicht zuletzt da wir nie Fremde ablichten ohne vorher zu fragen. Erst recht nicht hier wo umgekehrt auf solche Dinge besonders geachtet wird.
Unglücklicherweise war durch die unerwartete Verzögerung bei der Ausstellung der Visa aufgetreten, was wir immer hatten vermeiden wollen: wir waren unter Zeitdruck geraten, womit wir mitsamt unserem Auto nicht gut umgehen konnten oder wollten.
Die Vorstellung jeden Tag stundenlang auf dem Bock zu sitzen und am Ende unserer Reise total entnervt und 10 kg schwerer zu sein kam uns nicht sehr verlockend vor, hatten wir doch in den letzten Tagen erlebt wie es ist große Strecken unter Termindruck zu fahren.
Es folgten lange Beratungen was zu tun sei und letzlich entschieden wir uns umzukehren. Trotz allem Frust erschien uns das am Ende vernünftiger als auf Gedeih und Verderb an unserer Planung festzuhalten, die sich ja was den Zeitraum der Reise angeht schon als mangelhaft heraugestellt hatte. Die Entscheidung ist uns sicher nicht leicht gefallen, kommt sie doch einem Scheitern zumindest sehr nahe, und ganz kostenlos war sie schliesslich auch nicht. Wir haben uns bestimmt in verschiedener Hinsicht verkalkuliert, uns und unsere Möglichkeiten auch mit diesem Fahrzeug überschätzt; an ein paar anderen Stellen einfach Pech gehabt.
Am Ende hört man auch doch immer mehr auf seinen Bauch als man bei aller Rationalität zugeben will, was vielleicht auch nicht schlecht ist. Hier hat zumindest meiner laut und vernehmlich gesagt laß es sein und nichts wie weg hier.


Welcome to Iran tönt es wo immer man anhält, jeder will ein Schwätzchen halten, unfreundlich waren nur ganz wenige. Meist ist das aber alles an Englisch, viel mehr kommt selten. Es sei denn die Leute schickten ihre Kinder vor, die lernen es scheinbar in der Schule.
Falls es doch zu einer Unterhaltung kam war das  Ergebnis sehr unterschiedlich, von gemeinsamer arischer Abkunft (au weia!) über Heidegger bis Rammstein war alles dabei. Wenn man konkrete Fragen hat lautet die Antwort fast immer ja, kein Problem, egal ob das zutrifft oder nicht. Eine Absage geht den Leuten offenbar nur schlecht über die Lippen, würde aber manchmal viel Zeit sparen.














































 


















 















Samstag, 7. Mai 2016

Durch die Türkei

Ja, es gibt den Blog noch, wir sind nicht verschollen. Aus unterschiedlichen Gründen  haben wir lange nichts geschrieben.
Zuerst war keine Zeit und nicht viel zu berichten, später eingeschränkter Internetzugriff, insbesondere auf Blogs. Danach war nochmal die Zeit knapp und dann hatten wir ehrlicherweise auch mal keine Lust. Es fällt auch leichter  aufzuschreiben, wie toll es irgendwo war, aus dieser Kategorie gab es aber zeitweise nicht viel zu erzählen. Wir hatten uns vorgenommen durch die Türkei und den Iran in die Stan-Länder zu fahren und von dort über Russland zurück zu kommen. Um es vorweg zu nehmen, diesen Plan haben wir verworfen, was uns nicht leicht gefallen ist. Über dieses Scheitern - wenn man es so nennen will - zu berichten geht etwas schwerer von der Hand.
Angesichts der langen Unterbrechung haben wir auch kurz überlegt ob wir das bloggen ganz lassen sollen. Mühe macht es allemal.
Wie man sieht haben wir uns entschieden den Blog aufrecht zu erhalten, darum jetzt der Reihe nach:

Durch die Turkei
Nach Kavala war die letzte Station in Griechenland Alexandroupoli wo wir noch ein paar sonnige Tage blieben, es gab keinen Grund zur Eile. Angesichts der Sicherheitlage in der Türkei hatten wir mit Bedauern entschieden es bei einem zügigen Transit zu belassen. Eigentlich hatten wir auch nach Istanbul fahren wollen, aber die jüngsten Anschläge wirkten doch zu abschreckend. Auf dem Camping in Alexandroupoli trafen wir türkische Offroader aus Istanbul, die uns in diesem Punkt bestätigten: wenn möglich keine öffentlichen Verkehrsmittel, nicht zu den grossen Sehenwürdigkeitenund so weiter.
Dann kann man es auch lassen.
Von unserer Visumagentur hieß es: alles im Zeitplan, die Pässe mit den Visa für die weitere Reise würden pünktlich in die Türkei veschickt. Wir hatten uns noch in Marokko entschieden  eine Visumagentur zu beauftragen, das tageweise herumhängen auf Botschaften in ohnehin unatraktiven Großstädten erschien uns nicht so verlockend. Blieb noch eine Sorge: für den geplanten Rückweg durch Russland mußte auch einVisum beschafft werden. Das geht laut den meisten Quellen nur über die Botschaft im Heimatland, also mußten die anderen Pässe nach Deutschland geschickt werden, am liebsten noch aus der Türkei. Wie sich herausstellte können Deutsche mit Fahrzeug auch mit dem Personalausweis in die Türkei einreisen, der Stempel für das Fahrzeug kommt dann auf ein extra Papier. So brauchten wir uns nicht darum zu sorgen, dass dieser Stempel im Pass landet und wir diesen dann zur Ausreise vorzeigen müssen, dann hätten wir ihn nämlich nicht verschicken können. Dieses Papier sollte später noch seine ganz eigene Rolle spielen.

Von Seiten der Behörden verlief die Einreise in die Türkei unproblematisch, wozu unser Auto geröntgt werden mußte haben wir zwar nicht verstanden aber was solls. Wir konnten mit dem Personalausweis einreisen und bekamen besagtes Papier in der Grössenordnung einer Tankquittung. Die Atmosphäre war allerdings angespannt, da die Flüchtlingsrücktransporte mit Bussen aus Griechenland über diesen Grenzbergang durchgeführt werden. Die Leute werden korrekt behandelt soweit wir es beurteilen konnten, dennoch ging es mitunter lautstark zu. Die Presse war vor Ort, es hatte etwas von Ausnahmezustand.
Wer jetzt denkt, damit mußte man rechnen, wenn man sich gegen den Flüchtlingsstrom Richtung Osten bewegte, hat Recht.


Um Istanbul grossräumig zu umgehen setzten wir bei bei den Dardanellen auf die asiatische Seite über und fanden in Troja eine nette Campingmöglichkeit. Eine längere Unterhaltung mit dem Betreiber gab Einblick in die Sorgen der Türken, die Urlauber könnten ausbleiben, damit ist wohl auch zu rechnen.
Am nächsten Tag konnten wir bei Frühlingswetter fast allein durch die Ausgrabungsstätte spazieren.





Von hier aus hielten wir auf Ankara zu, wo wir an einer vorher vereinbarten DHL Station unsere Pässe entgegennehmen wollten, die Stadt selbst stand aus oben genannten Gründen nicht auf dem Plan. Vom Weg dorthin gibt es ausser schlechtem Wetter nichts zu berichten.
Kurz vor Ankara erreichte uns die Nachricht, es gäbe eine Verzögerung mit der Ausstellung des Visums für Turkmenistan, die Pässe seien noch in Berlin. Wie lange konnte man nicht sagen, um aber so wenig wie möglich Verzug zu verursachen könnte man ja an einen Ort weiter östlich verschicken, wir könnten ja dann schonmal langsam weiter fahren. Soviel zum zügigien Transit.
Also vor Ankara nach Norden abbiegen, am Sonntagvormittag über die Stadt-Umgehung sollte ja gehen. Auf einer Brücke sperrt die Polizei wenige Autos vor uns den Verkehr. Es geht nichts mehr, hinter uns wird der Stau schnell länger und von der Brücke kommen wir nicht runter. Aus den Gruppen der Wartenden gesellt sich ein junger Türke zu uns, er spricht fließend Deutsch, besucht die deutsche Schule in Ankara. Auf die Frage nach dem Grund der Autobahn-Sperrung antwortet er recht lapidar: " Vielleicht wieder mal 'ne Bombe..."



Was es tatsächlich war konnten wir nicht klären, nach 45min Spekulationen in alle Richtungen wird der Verkehr kommentarlos wieder freigegeben.
Um uns auf eine unbestimmte Wartezeit einzustellen entschieden wir uns zur Schwarzmeerküste zu fahren. Dort sollte bessseres Wetter sein und der Umweg ist nicht so gross. Ausserdem wußten wir von einer Campingmöglichkeit in Akcacoa, die sind in diesem Teil  der Türkei nicht so häufig, wie lange es dauern würde konnte man uns schließlich nicht sagen.



Es wurde am Ende eine Woche daraus, während der wir täglich per email auf morgen vertröstet wurden. Allmählich litt die Moral. Zumindest das Wetter ließ es hier  meistens zu sich mal wieder ausserhalb unserer vier kleinen Wänden aufzuhalten.
Unsere bis dato zumindest noch unregelmäßig durchgeführten Versuche dem Mangel an Bewegung infolge Fahrerei und schlechtem Wetter durch Laufen zu begegnen wurden von Türken freundlich belustigt zu Kenntnis genommen.
Nejat, Betreiber des Hotels mit angeschlossenem Camping kümmerte sich um uns und kocht gut. Wenn wir schon durch die Osttürkei reisen wollten, dann keinesfalls südlicher als Erzurum gab er uns mit auf den Weg.
Auf den machten wir uns endlich als die Pässe nach viel hin und her zum dortigen deutschen Honorarkonsulat geschickt wurden.
Trotz der vielenWarterei und den Verzögerungen war die Stimmung gut, nur schade um den Iran dachten wir, denn weil der Transitzeitraum für das Turkmenistanvisum feststand mußen wir die verlorene Zeit vom Iran abknappsen. Aber erstmal hinfahren.



Wir hatten uns für eine Route an der Schwarzmeerküste entschieden, weil wir schon von früher wußten wie wenig abwechslungsreich Zentralanatolien ist.
So lernten wir bei einem Stop in Giresun Brian kennen. Der Ire arbeitet seit ein paar Jahren in der Türkei, derzeit an der Produktion und Lagerung von Haselnüssen. "Natürlich" landeten wir in einer Kneipe... Aus seiner Erfahrung vor Ort konnte er uns einiges erzählen, und auch er schärfte uns nochmal ein den kürzesten Weg durch Ostanatolien zu nehmen. Südlicher sei es nicht mehr sicher: von Menschenhandel mit Flüchtlingen und Schlimmerem war die Rede.  Ihm hatte man bereits konkrete Preise genannt, falls Interesse an einer syrische Frau bestehe, erschreckend geringe noch dazu.

In der Gewissheit in Erzurum unsere Pässe mit Visa zu bekommen verschickten wir die, die wir bei uns hatten von Trabzon aus nach Deutschland. Nach dem Verlassen der Schwarzmeerküste holte uns der Winter zuletzt  doch noch ein. Bei Eis und Schnee hatten wir teils Pässe über 2500m zu überqueren.



In Erzurum bekamen wir unsrer Pässe vom dortigen deutschen Honorarskonsul ausgehändigt.
Einen interessanten Vortrag über diese Weltgegend, seine Rolle darin, sein literarisches Werk und verschiedenes andere mehr gab es noch dazu. Zuletzt einen Tip für die Übernachtung: ein Tankstellen-Rastätten- Einkaufszentrum östlich der Stadt. Nachdem es schon dunkel war hatten wir auch keine Lust mehr nach Alternativen zu suchen. Von Freunden waren wir vor der Trostlosigkeit dieser Gegend insbesondere zu dieser Jahreszeit gewarnt worden und hatten es leichthin abgetan: Fehler, hier will man wirklich nicht länger als nötig bleiben.
Nach einer kalten Nacht bei viel Lärm auf der Raststätte machten wir uns daran zuerst die Türen zu enteisen um sie öffnen zu können und dann den Motor zu starten, was nach kurzem Murren auch gelang. Der Tag blieb so, nur eben hellgrau und wir machten uns auf den Weg nach Dogubayazit.



Dort schneller als erwartet angekommen entschieden wir uns noch am gleichen Tag in den Iran einzureisen. Vielleicht hätte es gutgetan nochmal zu verschnaufen, aber die Gegend ist wie gesagt alles andere als einladend.


Einziges Highlight: der Ararat.
Das Einführen von Alkohol und verschiederner andere Dinge in den Iran ist verboten, darum entledigten wir uns vorsorglich der wenigen verbliebenen Vorräte an alkoholischen Getränken. Wir fragten den freudlichen Tankwart, der uns wie üblich mit Tee bewirtete während wir sein WLAN benutzen durften ob er Interesse an Wein und Bier habe. Natürlich nicht, er sei gläubig und rühre nichts an, aber er hätte da einen Freund...

Vor dem Grenzübergang Dogubayazit Bazargan hatten uns gleich mehrere Reisende gewarnt. Unübersichtlich, keine Beschilderung, keiner weiss was in welcher Reihenfolge zu passieren hat, manche Beamte tragen Uniformen, andere laufen in zivil rum.
Wobei eigentlich man selbst derjenige ist der läuft, der Rest sitzt und schickt einen von hier nach dort, dann wieder zurück usw..
Man sammelt irgenwelche Stempel, oder auch nicht, zeigt hier den Pass, dort das Carnet de Passage vor und steht viel Schlange während man versucht sich die vielen Schlepper und Geldwechsler vom Leib zu halten.
Die tatsächliche Grenze markieren zwei massive Rolltore in etwa 30cm Abstand voreinander montiert, je eins von jeder Seite zu bedienen. Diese wurden abwechselnd durch die jewilige Seite geöffnet, wenn dem betreffenden Beamten danach war, allerdings selten gleichzeitig. Den Vorschlag sich womöglich untereinander abzusprechen haben wir uns verkniffen und stattdessen gewartet.
Nadine konnte zu ihrem Leidwesen wenig zu der zähen Prozedur beitragen, mit ungewohntem Kopftuch wurde sie als Frau allenfalls als existent wahrgenommen,  gesprochen wurde nur unter Männern. Meinen durchaus gemischten Gefühlen wurde dafür besonderes Interesse entgegengebracht. Ein adrett gekleideter Herr im Anzug, der einzige der flüssig Englisch sprach,  fragte bei Begutachten der Visa "Are you scared of Iran?"  -  sollte ich etwa?
 Zuletzt wird das Auto in einer Art Waschstrasse desinfiziert und man wird einem Versicherungsmenschen zugeführt, um für kleines Geld eine KFZ Versicherung abzuschliessen, von der man natürlich nicht weiß, was sie abdeckt. Wir sind uns sicher an allen Stellen mehrfach gefragt zu haben ob alles fertig ist und wurden letzlich mit einem aufmunternden "go!go!" weitergeschickt.
Irgendwann standen wir auf der anderen Seite, es wurde langsam dunkel und wir waren uns einig das sei zwar chaotisch, aber nicht so schlimm gewesen wie befürchtet.



Mittwoch, 9. März 2016

Durch Südosteuropa Richtung Kleinasien

Italien empfing uns mit Nieselregen. Na egal, durch die cinque terre sollte es gehen und eine Pizza musste her. Leider hat uns das schlechte Wetter in Italien begleitet, da blieb nur das Essen und der Wein.



Ponte vecchio. Florenz lag ja sozusagen auf dem Weg.


Wie man sieht: Wetter nicht so doll...


Dafür gab es bistecca fiorentina, in dem Laden war Bud Spencer auch schon. Und Pavarotti, die sehen ja beide nicht nach Diät aus.
Super lecker und satt wird man in jedem Fall!


Von Florenz ging es weiter über Assisi nach Loreto.
Nicht das jetzt irgend jemand denkt wir sind zu Pilgern geworden......


Das hier ist die Basilika vom heiligen Haus in Loreto, liegt in den Marken, 20km südlich von Ancona. Dort im Hafen hatte man uns für die Überfahrt nach Igoumenitsa in Griechenland Preise genannt, die uns das Gebäude rückwärts verlassen ließen. Online im nächsten Einkaufszentrum gab es das Ticket für fast die Hälfte, und die nette Dame rief dann noch zurück wir könnten es noch günstiger bekommen wenn wir am übernächsten Tag erst fahren würden.
Na klar. Da dachten wir noch warten ist kein Problem.
Nach drei Tagen in Loreto ging es endlich auf's Schiff und nur nach einer Nacht, die recht kurz war, kamen wir Sonntags in Igoumenitsa an. In die nächste Bucht abgebogen, ein kurzer Spaziergang am Strand und schon begaben wir uns wieder in die Waagerechte. 
Am nächsten Morgen hatten wir eine Mission: Dollar besorgen.
Gar nicht so einfach wie sich herausstellte, obwohl es in Igoumenitsa gefühlt mindestens zehn Banken gibt."Tut uns leid, aber wenn Sie bei uns kein Konto haben geht das nicht!" oder Sie hatten gar keine Dollar da.
Also gut dann halt nicht, zumindest nicht hier in Igoumenitsa.
Wir machten uns auf nach Albanien, dort wussten wir von einem Campingplatz und wärmer sollte es da auch sein.



Also ging es mit dieser abenteuerlichen "Fähre" über den Vivar Kanal, der den See von Butrint mit dem ionischen Meer verbindet.
Dort steuerten wir den kleinen Ort Ksamil an.


Auf dem Ksamil Caravan Camping wurden wir so herzlich von Linda empfangen wie wir es selten erlebt hatten. Als Begrüßungsdrink gab es gleich ein Frappé, ein paar Bonsbons und die Waschmaschine konnten wir auch benutzen. Super!
Nachdem wir all unsere Textilien sauber hatten blieben wir noch einen Tag, genossen die Wärme und die Gastfreundschaft von Linda und Alexander.

Schon beim letzten Mal in Albanien hatten wir vom "Blauen Auge" gehört, diesmal lag es direkt auf unserer Strecke. Eine Karstquelle, die wasserreichste des Landes, sie stößt 7,5m³ pro Minute aus.

Syri i Kaltër - Blaues Auge


Von der einen Quelle in Albanien ging es zur nächsten in Griechenland.
Diesmal handelte es sich allerdings um eine heiße Quelle, 36 - 42 Grad, da macht dann ein bisschen Nieselregen auch nix aus.
Sie liegt ca.45km westlich von Kavala in Makedonien.
                                                             Loutra Eleftheron
Nach sechs Monaten ohne Badewanne kommt das ziemlich gut!

Weiter nach Kavala, landeten wir auf dem einzigen Campingplatz weit und breit, Camping Batis. Das Wlan ließ zu wünschen übrig, dafür gab es heiße Duschen und Frühstück mit Ausblick. Vorrausgesetzt es regnete nicht, wir hatten das Regengen schon wieder. Leider blieb uns nichts anderes übrig als zu warten, denn uns sollte schon "bald" ein Paket aus Deutschland erreichen.
Wieso Kavala? Dort wohnt die Tante unseres griechischen Ex-Nachbarn Jorgo und netterweise hat sie für uns das Paket entgegen genommen.
Nochmal allen die an dieser logistischen Meisterleistung teilgenommen haben ein herzliches "Efkaristo"!


Nach drei Tagen entschlossen wir uns dann doch noch ein bisschen die Gegend zu erkunden und blieben zwei Tage im 40 km entfernten Keramoti Beach.
Einsamer Strand, endlich mal wieder schönes Wetter, da fällt das Warten leichter.
Direkt gegenüber liegt die Insel Thasos, es geht gefühlt einmal pro Stunde ein Schiff, schon ab früh morgens. Auch bei Nebel, dann wird gehupt...
Nix mit ausschlafen, raus aus den Federn!



Ganz alleine blieben wir dann doch nicht und für ein paar Leckerlies wurden wir sogar nachts bewacht. 
Nach ziemlich genau einer Woche kam unser Paket endlich an. Wir waren wieder in Kavala, hatten auf dem Weg das antike Philipi besichtigt und kannten auch schon viele Kneipen und Restaurants.
Aus dem Paket und vom Markt in Kavala mit allem Nötigen versorgt machten wir uns endlich wieder auf den Weg Richtung Osten.
Wir kamen bis Alexandroupoli, das liegt ca. 50km westlich der Grenze zur Türkei.

Kurze Info: Wir hängen mit unseren Blogeinträgen immer etwas hinterher, momentan ganz besonders. Was bedeutet das wir in echt schon einige hundert Kilometer weiter sind als jetzt im Blog beschrieben. Das liegt daran das wir manchmal keine Zeit haben, machmal keine Lust und manchmal einfach kein Internet.